Einweihung des restaurierten Quirinusbrunnens am 9. August 2008

Unser Quirinusbrunnen ist wieder da, Gott sei Dank!

Rund 800 Jahre hatte er schon dort gestanden, "fest gemauert in der Erden", als das Römerbad entdeckt wurde. Bei der Freilegung des Bades wurde der Brunnen schacht entfernt. Hätte man ihn stehen lassen, dann wäre unser wunderbares Bad noch um eine Attraktion reicher: Ein mittelalterlicher Brunnen, von Mönchen gegraben, die nicht ahnten, dass sie ihn durch ein römisches Bad trieben.

QuirinusbrunnenWir wissen selbstverständlich, dass das Loch im Boden und der Brunnen auf dem Platz zusammen gehören; für einen Fremden, der das Römerbad besucht, ist das jedoch kaum zu erkennen. Das muss man den Leuten erst mal erklären, auch den an der Konzeption des neuen Museum beteiligten Fachleuten. Es musste einwandfrei nachgewiesen werden, dass der Brunnen hier oben kein neuzeitliches Dekorationsstück ist, sondern seit Jahrhunderten der Mittelpunkt des Quirinusfestes. Dass von diesem Fest nur noch die Kirmes und eine moderne Version der Pferdesegnung übrig geblieben sind, machte die Sache auch nicht einfacher. Es weiß ja kaum jemand mehr, dass das Quirinusfest am 30. April einmal ein richtig großes Volksfest war.

Aus dem Jahr 1928 gibt es noch Fotos, auf denen eine ansehnliche Menschenmenge um den Brunnen versammelt ist und Fläschchen mit dem heilkräftigen Wasser zum Mitnehmen bereit stehen; Pferde sind allerdings nicht dabei. Um das Fest in seinem ganzen Umfang zu schildern, muss man noch weiter zurückgehen, und davon gibt es natürlich keine Bilder. Da muss man auf den Bericht eines Zeitgenossen zurückgreifen, der dem Pastor vorwirft, bei der Weihe des Brunnenwassers allerlei faulen Zauber zu betreiben. "Es strömen dann" heißt es weiter "...aus mehrstündiger Entfernung die Landleute herbey, um Wasser aus dem so geweihten Brunnen zu schöpfen und mitzunehmen und es gegen Augenübel und dgl. zu gebrauchen. Allein, auch Thiere läßt man von der Weihe profitiren und führt sie, namentlich die Pferde ... zur Tränke an diesen Brunnen." Der Pastor musste sich also rechtfertigen und seiner Erwiderung können wir weitere Einzelheiten entnehmen: "Der heilige Quirin wird seit unerdenklichen Jahren als ein besonderer Schutzpatron unserer Stadt ... verehrt und das Fest immer am Tage selbst begangen, sogar mit einer Procession, worin das hochwüdigste Gut umgetragen wurde, wie ich dies Fest gefeiert schon beim Antrit als Pfarrer 1786 fand. Bey Anwesenheit des hochwürdigsten Bischofs zu Achen... im Jahr 1805 in Zülpich, genehmigte hochderselbe die Feyer in ihrem ganzen Umfang, untersagte jedoch die Umtragung des allerheiligsten Guts, welches auch seitdem unterblieb". Aus noch älteren Quellen wissen wir, dass die Leute Hühner, Tauben, Eier, Flachs, Korn und andere Feldfrüchte als Opfer für den hl. Quirinus mitbrachten.

 
Es muss ein buntes Bild gewesen sein, all diese Leute im Sonntagsstaat mit ihren Körben und Bündeln und mit den Pferden, denen bei der Feier ein ganz spezieller Segensspruch galt, unter den blühenden Obstbäumen, die damals noch auf dem Platz standen. Wenn dann die Segenshandlung vorbei war und die Leute sich um den Brunnen drängten, Verwandte und Freunde in der Menge entdeckten, dürfte auch die Geräuschkulisse beträchtlich gewesen sein.

 
Die Quirinus kirmes wird um 1600 noch als "neuer Markttag Sancti Quirini " bezeichnet. Zunächst wird das wohl ein Krammarkt gewesen sein, essen musste man schließlich auch etwas und da haben sich wohl bald auch Spielleute, Gaukler und Spaßmacher eingefunden.

Das Fest hat sich also nach und nach entwickelt und seit dem 19. Jahrhundert aus mancherlei Gründen viele seiner Bestandteile eingebüßt. Irgendwann sagten die Bauern: "Mir hann jo ke Pääd mieh ", und wir können schon sehr froh sein, dass seit einiger Zeit ein Reiterverein hierher kommt und die traditionelle Pferdesegnung nicht auch noch aufhört. Sie hat ihren Ursprung in der Legende des hl. Quirinus. Die zur erzählen, würde hier zu weit führen; nur so viel: nach seinem Martyrium sollte der Leichnam des hl. Quirinus geschleift, das heißt, im wahrsten Sinne des Wortes durch den Dreck gezogen werden, doch die Pferde, die das tun sollten, ließen sich, wie es heißt, nicht einspannen und sind davongelaufen. Genützt hat es nichts, denn es fand sich ein Ochse für diese Arbeit, aber die Pferde haben sich so die bevorzugte Behandlung am Quirinusfest verdient. Jetzt können sie wieder direkt an den Brunnen kommen, um den traditionellen Segen zu empfangen; vielleicht werden sich dann auch noch mehr Pferdebesitzer zu der Zeremonie einfinden.

Wir haben rund um den Quirinusbrunnen viele schöne Feste gefeiert und ihn in den letzten Jahren sehr vermisst. Nun ist er wieder wie neu, dank der Initiative des Geschichtsvereins.

Ingeborg Vianden, ZGV
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Übrigens: dieser Samstagabend auf dem Quirinusplatz hat € 779.81 Reinerlös erbracht, die auf das Spendenkonto des ZGV fließen.

 
Ganz ist bezahlt sind die Restaurierungsarbeiten damit noch nicht. Wer noch spenden möchte ..... gerne !

Margrit Adams-Scheuer, ZGV